2.–18.6.
Kornspeicher und Inspektorhaus
beim Novalis-Museum Wiederstedt
Mein
Schatz

Spaziergänge

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Landschaft zwischen Revolutionen und Romantik – Drei Wiederstädter Spaziergänge
Einladungen zu fußläufigen Gesprächen von Lars Fischer, Büro für Landschaftskommunikation 

Der Kupferschieferbergbau im Mansfelder Land ist vergangen, die Romantik ist museal geworden, statt der blauen Blume finden sich gelbe Adonisröschen und Windräder zeichnen im Verbund mit Photovoltaikanlagen eine noch ungewisse Zukunft an den Horizont. Welche Schätze birgt die Landschaft um Wiederstedt? Woran lässt sich anschließen nach 800 Jahren Industriegeschichte: an neue Energien, an die Naturschönheiten entlang des Tals der Wipper? Diese Fragen werden ein Bodendenkmalpfleger, Einwohnerinnen und Einwohner von Wiederstedt, die Eigentümerin des ehemaligen Bootsverleihs am Ölgrundteich, ein Windkraftanlagenbetreiber oder der Leiter des Novalis-Museums im Schloss Oberwiederstedt verschieden beantworten. Sicher ist: Eine Schatz- und Spurensuche in dieser über Jahrtausende von Menschen geprägten Landschaft im Norden des Mansfelder Landes lohnt. Einen Schatz habe ich für mich gefunden: das Planteurhaus im Ölgrund nahe Walbeck. Die klassizistische Villa im Stile des Renaissancebaumeisters Palladio ist nicht nur eine architektonische Rarität, sondern ein willkommener Anlass, über die utopische Idee einer „(post)sozialistischen Landschaft“ zu sprechen.

Die drei Lars Fischer angeregten Wiederstedter Spaziergänge sind eine Einladung zum Gespräch über Land, Leute und ihre landschaftlichen Schätze und werden mit ortskundigen Gästen gestaltet.  

Über den Ziegenberg und durch den Ölgrund: Alte Halden, neue Energien und die Idee der sozialistischen Landschaft

10.06.2023 10:00 15:00
Schäfergasse 8 Treffpunkt vor dem Inspektorhaus 06456 Arnstein, OT Wiederstedt

Kupfer, Silber, Kobalt und Nickel, nach all diesen Erzen wurde bei Oberwiederstedt und Walbeck geschürft. Als „Wiederstedt V“ und "Wiederstedt VI" wurden die zugehörigen Bergwerke in den Mutungsakten des Oberbergamtes Halle 1873 verzeichnet. Heute drehen sich Windräder über den Resten des Bergbaus, deren Rotorblätter ihren monotonen Rhythmus in die Landschaft schlagen, hier und dort unterbrochen vom Ruf einer Feldlerche – kein zweites Berggeschrey ist zu vernehmen. Der Spaziergang von Oberwiederstedt auf dem Weg nach Sylda über den Ziegenberg Richtung Walbeck und zurück durch den Ölgrund führt über, nicht nur entlang alter Halden und Pingen aus dem 16. Jahrhundert und vorbei an Windkraft- und Photovoltaikanlagen. Auch das Planteurhaus bei Walbeck liegt am Weg. Die klassizistische Villa im Stile des Renaissancebaumeisters Palladio (1508 – 1580) ist nicht nur eine architektonische Rarität, sondern ein willkommener Anlass über die utopische Idee der „(post)sozialistischen Landschaft“ im Sinne des marxistischen Philosophen und Architekturtheoretikers Lothar Kühne (1931 – 1985) zu sprechen. Und der Ölgrund ist ein Kleinod. Zwar sind vom Bestand der alten Obstbaumplantagen nur mehr Reste vorhandenen, und an das in den 1970er und 80er Jahren beliebte Ausflugsziel Ölgrundteich mit Imbissstand und Bootsverleih erinnert nur noch ein blaues Metallgeländer, aber hier blühen im Frühjahr die Adonisröschen. Im nah gelegenen Zechsteinbruch wurden nicht nur die Steine für das Schloss in Oberwiederstedt gebrochen. Den Ölgrundbach entlang, an Kleingärten vorbei geht der Weg nach Oberwiederstedt zurück, wo der Bach, der früher Walbke hieß, in die Wipper mündet.

Dieser Spaziergang wurde gemeinsam mit Frank Morcinietz entworfen, ein kenntnisreicher ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger und einer der Retter des Geburtshauses von Novalis in Oberwiederstedt. Er begleitet uns auf diesem Spaziergang. Gemeinsam treffen wir weitere ortskundige Gäste.

Treffpunkt: Inspektorhaus am Novalis-Museum
Länge: 10 km
Empfohlen: gutes Schuhwerk, Trinkflasche und Pausenbrot

Romantik und mehr: Von Ober- nach Unterwiederstedt und zurück Ein kleiner Spaziergang zu den Schätzen von Wiederstedt

17.06.2023 10:00 13:00
Schäfergasse 8 Treffpunkt vor dem Inspektorhaus 06456 Arnstein, OT Wiederstedt

Zusammen mit einigen Wiederstedterinnen und Wiederstedtern streifen wir entlang von Erinnerungen, historischen Spuren und Anekdoten durch den Ort, der 1950 durch den Zusammenschluss der Gemeinden Unter- und Oberwiederstedt entstand. Wo könnte der junge Novalis gespielt haben: in der Krötengasse auf der Mauer des Schlossparks, im Mundloch des Wiederstedter Stollens? Hat er die Zeit an der kleinen Sonnenuhr an der Mauer der alten Klosterkirche abgelesen? Welcher Zukunft gehen die beiden Kirchen im Ort entgegen? Im Turm von St. Marien, Taufkirche von Novalis, schlägt eine neu restaurierte Uhr, die Backsteinkirche in Unterwiederstedt wurde entweiht und ist verkauft, dabei war sie in den 1970er Jahren das von der evangelischen Gemeinde genutzte Gotteshaus. Wie gelang es jungen, engagierten Menschen aus dem Ort, das Schloss Oberwiederstedt vor dem Abriss zu retten, und was trieb sie an, motivierte sie? Auch der Hochwasserschutzdamm entlang der Wipper birgt ein kleines Geheimnis. Der Name Mühlenstraße verweist auf den Standort der alten Mühle. Aber wohin führte der Schäfer seine Tiere auf der Schäfergasse? Der Gasthof „Zum Löwen“ steht seit mehr als 100 Jahren im Ort, in der Küche werden noch Speisen zubereitet. Aber seit wann bleibt der Gastraum verschlossen? 

Der kleine Spaziergang ist Anlass, über einige Schätze des Ortes ins Gespräch zu kommen.

Treffpunkt: Inspektorhaus am Novalis-Museum
Länge: 3,5 km

Durchs Hitzige Tal auf den Jägerberg: Einblicke in die Besiedlungs- und Wirtschaftsgeschichte

18.06.2023 11:00 16:00
Schäfergasse 8 Inspektorhaus am Novalis-Museum 06456 Arnstein, OT Wiederstedt

Die Ur- und Frühgeschichte des Mansfelder Landes ist sehr gut erforscht. Das älteste in dieser Landschaft gefundene menschliche Werkzeug ist der 250.000 Jahre alte Faustkeil von Helfta südlich von Eisleben. Historische Spuren im Tal der Wipper und entlang der Hänge verweisen auf eine sieben Jahrtausende zurückreichende Siedlungsgeschichte. Seit der Bronzezeit ist sie mit dem Abbau von Kupferschiefer verbunden. Der Spaziergang lädt ein, diesen Spuren zu folgen und hier und dort kurz in die lokale Wirtschaftsgeschichte einzutauchen. Durch die Krötengasse, der ehemaligen Grenze zwischen dem Königreich Preußen und dem Herzogtum Anhalt, geht es zur Wipper und auf dem Hochwasserschutzdamm weiter Richtung Gipshütte. Ein Abstecher führt zum ehemaligen Anhalter Chamotte- und Ziegelwerk Unterwiederstedt, bevor der Spaziergang einem Hohlweg durchs Hitzige Tal hinauf zum Jägerberg folgt. Übers freie Feld führt der Weg, der einen schönen Ausblick nach Sandersleben bietet, weiter zur Felixzeche, wo einst Braunkohle gefördert wurde, und von dort über das Schlachtfeld am Welfesholz, wo sich 1115 Kaiser Heinrich V. und aufständische Sachsen gegenüberstanden. Vorbei an Bergbauhalden aus dem 16. Jahrhundert erreichen wir die Reste von Schanze und Hauptburg einer slawischen Siedlungsstätte am Jägerberg. Auf dem Rückweg streifen wir die Saigerhütte und den Silbergrund, überqueren die Wipper und beenden den Spaziergang am Mundloch des Wiederstedter Stollens im Park des Novalis-Museums.

Reicht die Zeit und die Kraft, kann der Rückweg durch einen Abstecher zu den „Hexentreppen“ ergänzt werden.

Auch dieser Spaziergang wurde gemeinsam mit Frank Morcinietz entworfen, ein kenntnisreicher ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger und einer der Retter des Geburtshauses von Novalis in Oberwiederstedt. Er begleitet uns auf diesem Spaziergang. 

Treffpunkt: Inspektorhaus am Novalis-Museum
Länge: 10 km
Empfohlen: gutes Schuhwerk, Trinkflasche und Pausenbrot